6 Kommentare
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Avatar von MemeMachine

Spannender Text, und stark wie du präventiv Gegenargumente antizipiert.

Mich würde nun noch interessieren wie du das Chinesische Schulsystem einordnen würdest.

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Avatar von Ticro Goto

Vielen Dank für das Feedback und den Hinweis. Ich habe dazu einen Absatz im Essay ergänzt (direkt vor "Beamtentum sprengen").

China zeigt zweierlei: (1) dass Leistungsanreize funktionieren, (2) dass sie in Staatshänden optimierte, aber gebrochene Testroboter hervorbringen.

(1): Lehrereinkommen und -ansehen hängen in China direkt am Erfolg der Schüler. Das Ergebnis sind messbare Spitzenleistungen, während deutsche Beamte, deren Versagen folgenlos bleibt, Bildungsverlierer produzieren.

(2): Zugleich warnt China vor staatlichen Wettbewerbsmonopolen: Wo nur ein Weg zum Erfolg existiert, entstehen Lernmaschinen statt denkende Menschen.

Deutschland zeigt die andere Medaille: ein Monopol, das durch Nachlässigkeit versagt.

Beide teilen die Grundillusion, staatliche Gewalt ließe sich zu Fürsorge umdichten: Deutschland vernichtet durch Verwaltungslust, China durch Leistungsdiktatur. Deutschland lässt Kinder in Betonbecken ertrinken, China presst sie in Stahlformen.

Wenn der Staat Wettbewerb kontrolliert, entsteht kein Markt, sondern Drill. Deine Anmerkung enthüllt das Paradox aller Bildungsparadiese: wo Leistung erzwingbar ist, blühen Rankings, und versanden Talente — aus Mangel an Antrieb.

Ein Bildungsmarkt sprengt die Gefängnisse: Kein drittes System, sondern die Abschaffung aller Systeme — ein Raum, wo Waldorfschiffe neben Tech-Raketen starten, ohne dass ein Minister die Flugbahn diktiert. Eltern wählen ohne staatliche Gängelung zwischen Montessori-Ateliers und MINT-Internaten.

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Avatar von MemeMachine

Schön konsistente Antwort, ich denke ich wäre beim nächsten Mal lieber wieder Deutscher Schüler als Chinesischer, wenn ich das so lese haha.

Was mich jetzt noch interessieren würde: An welchen Indikatoren würdest du denn die Qualität eines Bildungssystems messen? Also welche Ergebnisse entscheiden für dich als Beleg für gut/schlecht? Oder würdest du sagen, das das für uns nicht wichtig ist, denn wenn man den Laissez-faire Ansatz verfolgen würde, würde sich das von selbst ergeben aufgrund der Markt-Logik?

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Avatar von Ticro Goto
1dBearbeitet

Danke für diese präzise Nachfrage. Ich habe die Indikatoren im Essay ergänzt (Abschnitt "Marktmacht zünden").

– Rekrutierungsraten durch Top-Unternehmen

– Mentoring-Dichte pro Absolventenjahrgang

– Abwerbungsindex von Top-10%-Lehrkräften

– Eltern-Entscheidungen: Anmeldungen vs. Leerstände

Wenn ich als Lehrer vor der Wahl stünde, würde ich nicht dort arbeiten wollen, wo mein Gehalt garantiert ist, sondern wo meine Schüler gebucht werden. Nicht in der staatlichen Versorgungsanstalt, die Mittelmäßigkeit mit Pensionsansprüchen belohnt und Exzellenz als Störung des Betriebsablaufs betrachtet. Warum sollte ich meine Karriere an ein sinkendes Schiff ketten, das von Bürokratie-Monstern gesteuert wird, die Bildung für ein Verteilungsproblem halten? Das wäre berufliche Kapitulation.

Ich würde an einer Schule arbeiten wollen, deren Absolventen so begehrt sind, dass Top-Unternehmen und -Universitäten bei der Schulleitung Schlange stehen. Das ist der einzige Beweis, dass mein Unterricht nicht nur das Klassenzimmer, sondern die Realität erreicht. An einer Schule, deren Alumni-Netzwerk vor Spenden und Engagement platzt. Das zeigt mir, dass die Schule nicht nur Wissen vermittelt, sondern Identität stiftet — eine Heimat, zu der man zurückkehrt. An einer Schule, die sich die besten Lehrer leisten kann und will. Wo mein Gehalt nicht von Dienstjahren, sondern von meiner Leistung und der Nachfrage abhängt. Ich will von den Besten umgeben sein, nicht von denen, die am längsten durchgehalten haben.

Ich würde an der Schule arbeiten wollen, die eine Warteliste für Schüler und eine Headhunter-Liste für Lehrer hat.

Meine Bewerbung wäre der beste Indikator.

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Avatar von MemeMachine

Schön, ich denke das waren konsistente Ergänzungen zu deinem Ansatz.

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Avatar von Ticro Goto

Danke für die Impulse. ;)

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